Unter dem Arbeitstitel „Nachgehakt“ trafen sich Vertreter des Kolpingwerkes Diözesanverband Osnabrück am Mittwoch (25. November) mit Clemens Lammerskitten (CDU) zu einem „Halbzeitgespräch“. Rita Kampsen, Bernhard Kaiser und Markus Kleinkauertz vom Kolping-Arbeitskreis „Gesellschaftspolitik & Arbeitswelt“ befragten den Landtagsabgeordneten dabei zum aktuellen Stand seiner Arbeit in der laufenden Legislaturperiode. Die Idee dahinter sei, dass viele Kolpingsfamilien zwar Podiumsdiskussionen zu den Wahlen anbieten würden, später aber nicht mehr nachgefragt werde, was die gewählten Mandatsträger in Bundes- und Landtag machen würden, erläutert Kleinkauertz das Konzept. Aus diesem Grund führe das Kolpingwerk derzeit 28 Gespräche mit den Bundes- und Landtagsabgeordneten aus dem Gebiet der Diözese Osnabrück.
Lammerskitten zeigte sich begeistert von der Idee der „Halbzeitgespräche“ und dankte für die Einladung. Als Kolpingmitglied freue es ihn besonders, dass diese Initiative vom Kolpingwerk ausgehe. Er berichtete, dass er im Niedersächsischen Landtag zurzeit im Europaausschuss und Kultusausschuss sowie als Vertreter im Innenausschuss sowie Häfen- und Schifffahrtsausschuss mitarbeiten würde. Ferner sei er aufgrund einer Entsendung aus der vergangenen Legislaturperiode aktuell der einzige Vertreter des Landes Niedersachsen im Europarat. Dieses Mandat laufe noch bis 2016. Daneben sei er erster Vizepräsident des Kongresses der Gemeinden und Regionen Europas (KGRE), der Vertretung der Kommunen auf europäischer Ebene. Hier gehe es inhaltlich um Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, so Lammerskitten, „und da gibt es aktuell viel zu tun“.
Auf Nachfrage Kaisers zur Solidarität unter den Ländern Europas bezogen auf die derzeitige Flüchtlingssituation stellte Lammerskitten fest: „In der Situation, in der wir in Deutschland dieses Jahr stehen, stand Italien schon im vergangenen Jahr – das hat hier keinen interessiert, solidarisch waren wir als Europäer und Deutsche da nicht.“ Die Problemlösungen würden nur europäisch funktionieren und auch nur dann, „wenn Geld, Ebenen und Menschen in ganz Europa gemeinsam an einem Strang ziehen“. Von Obergrenzen bei der Zuwanderung halte er persönlich gar nichts, so der Landtagsabgeordnete auf Nachfrage von Kleinkauertz. Wenn man Populismus betreiben wolle, könne man darüber reden, doch stattdessen müsse man vor Ort helfen und Lösungen finden. Bürokratisch funktioniere das nicht.
Die Vielfalt seiner Tätigkeiten in Europarat, Landtag, Kreistag und Gemeinderat bewertete Lammerskitten positiv: „Ich fühle mich total wohl dabei.“ Gerade die Verknüpfung der europäischen mit der kommunalen Ebene, sei sehr spannend und wichtig. „Ich glaube, dass es für Politiker sehr hilfreich ist, wenn man geerdet ist“, so Lammerskitten. Und das gehe am besten über die kommunale Arbeit mit den Menschen direkt vor Ort. Wenn man ausschließlich auf höheren Ebenen unterwegs sei, könne man schneller die Bodenhaftung verlieren.
Thema Rente: Das deutsche Rentensystem stamme aus einer anderen Zeit, es müsse künftig reformiert und den heutigen Begebenheiten angepasst werden, erklärte Lammerskitten. Die diskutierte „Flexi-Rente“ sei ein Schritt in die richtige Richtung. Das Rentensystem zu reformieren, sei eine der größten Baustellen des Staates.
Thema Energiewende: „Wir müssen dahin kommen, dass wir erneuerbare Energien möglichst dezentral erzeugen und verbrauen“, erläuterte der Landtagsabgeordnete. Im Zusammenspiel mit verbesserten Speichertechnologien werde sich dadurch auch die Mobilität verändern. Die Speichertechnologie sei hier das Schlüsselelement, meinte Lammerskitten, „da wird sich noch viel entwickeln“.
Die zweite Halbzeit: Als Wunsch für die zweite Hälfte der Legislaturperiode nannte Lammerskitten, seine Arbeit und seine Themen möglichst weiterzuverfolgen, aber auch weitere Projekte auf den Weg und voranzubringen. Eine der wichtigsten Aufgaben sei das Ehrenamt – sein Herzensanliegen. Er wolle sich dafür einsetzen, dass das Ehrenamt weiter ausgebaut werde und den Ehrenamtlichen passende Ressourcen zur Verfügung gestellt würden.
